Dieser Text wird gerade auf Facebook tausendfach verbreitet. Offenbar hat sich niemand die Mühe gemacht, den Wahrheitsgehalt dieses Textes mal zu hinterfragen. Auf den ersten Blick handelt es sich um einen verzweifelten Aufruf eines Tierschützers. Niemand möchte natürlich Schuld haben, dass achtlos zurückgelasse Hunde verschleppt werden, nur weil man die Warnung nicht mehrmals am Tag geteilt hat…
Die Story von den ‚vermutlich bulgarischen‘ Hundefängern ist eine inzwischen schon jahrealte urban legend, eine moderne Sage. Eine Verbreitung einer solchen Sage ist in Facebookzeiten sehr einfach. Die Zutaten: Angebliche Seriosität der Meldung durch Nennung eines Ortes, an dem sie stattgefunden hat, Emotionen wie die Symphatie für Hunde und für alte Damen, sowie, und das macht die Sache prekär, die gute alte Xenophobie, die Angst vor Fremden/m, in dem Fall ‚vermutlich Bulgaren‘.
Da spielt es dann keine Rolle mehr, ob der Meldung Tatsachen zugrunde liegen oder ob nicht vielleicht doch nur irgendwer eine 100. Variation eines schon lang bekannten Themas veröffentlicht – wenn jetzt schon Hunden vor Pennymärkten am hellichten Tag die Kehle durchgeschnitten wird, dann hört der Spaß aber auf! -und sämtliche Filter schalten sich ab, weil wer weiß, vielleicht ist ja was dran, das hat man ja auch schon öfters mal gehört, …
Die Tatsache, dass jemand hier sicher wider besseren Wissens eine solche Falschmeldung in Umlauf bringt, wirft natürlich die Frage nach dem Warum auf. Cui bono? Will sich hier nur einer wichtig machen und weiß, wie Facebooknutzer ticken, oder lanciert hier jemand gezielt diese Meldung, um die eigentliche message als Kommentar unter dem Bild zu verbreiten, nämlich: ‚Diese verdammten Schweine‘? Oder handelt es sich bestenfalls doch nur um einen Feldversuch von Medienstudenten, die die Viralitãt von Falschmeldungen untersuchen?
Wenn einem Hund vor einem Laden in Ostheim (übrigens ist nicht das Ostheim v.d. Rhön, sondern das Ostheim bei Köln gemeint, im rhöner Ostheim gibts gar keinen Penny, obwohl kurioserweise wahrscheinlich gerade wegen dieser Verwechslung die Meldung auch von vielen Rhönern geteilt wurde) am hellichten Tag die Kehle von vermutlichen Bulgaren durchgeschnitten worden wäre, dann ist davon auszugehen, dass zumindest in der Lokalpresse etwas darüber berichtet würde und dass der Hundebesitzer wahrscheinlich auch Anzeige erstattet hätte.
Zwei Minuten googlen liefert das erwartete Ergebnis, nämlich keines. Ein Anruf bei der Polizei in Rösrath und die Nachfrage bei der Kripo Köln bestätigen den Verdacht: Niemand weiß etwas von einer Hundeentführung oder Tötung, es liegen keine diesbezüglichen Meldungen oder Anzeigen in Rösrath und Umgebung vor, auch nicht vor einigen Wochen oder Monaten. Die in der vermeintlichen Meldung geschilderten Fälle haben ganz offenbar nicht stattgefunden, jedenfalls nicht in Rösrath oder in Ostheim.
Auch wenn der Aufruf schon so alt wie Facebook selbst sein dürfte: Erst denken, dann teilen (oder auch nicht)!